Haben Sie auch Hacker in die Teeküche eingeladen?

Wichtige Mitteilung! Bitte auf keinen Fall kritische Sicherheitslücken in Exchange-Servern entfernen!

Sonst hab ich nix mehr, über das ich mich lustig machen kann.

Liebe Admins. Corona hin oder her: Kritische Sicherheitslücken, für die seit Februar Patches bereitstehen, und die einem Angreifer ermöglichen, Ihr System zu übernehmen, also quasi eine Einladung in die Teeküche Ihrer Firma – wo Sie sicher auch diverse Rechner ohne Passwortschutz herumstehen haben, nicht wahr? So sieht’s aus. Kommt, liebe Hacker, wir haben nix zu verbergen, wir brauchen unsere Daten nicht, verschlüsselt sie ruhig, unsere Vorstände zahlen auch gerne das Lösegeld, das ist immer noch billiger als Leute einzustellen, die sich ordentlich um die IT-Sicherheit kümmern.

Ach, und übrigens soll es auch Mail-Systeme geben, die ganz grundsätzlich weniger anfällig sind als jene von Microsoft. Und nix kosten. Open Source nennt man das, klingelt’s?

Weitere Infos beim BSI

IT-Expertennetzwerk Wetter (Ruhr)

Falls jemand fragt: Ja, ich bin Mit-Gründer des lokalen Netzwerks für IT-Experten in Wetter (Ruhr). Derzeit existiert es in Form einer Gruppe bei Xing. Sinn ist der Austausch unter lokalen IT-Experten zu beliebigen Themen, sei es Mitarbeitersuche, Know-How-Transfer oder Händeschütteln (letzteres erst wieder nach Corona). Wer Interesse hat, IT-Experte ist und entweder in Wetter wohnt oder arbeitet, kann sich gerne melden.

Alternative App-Bezahlmethoden werden endgültig verboten

Ja, Tante Google, kann ja schonmal vorkommen, dass man sich verschreibt, ist ja auch nicht schlimm, denn wir wissen, ja, dass ihr eigentlich schreiben wolltet: Bezahlung von unserem System vorbei wird komplett verboten, um UNSERE EINNAHMEN ZU SCHÜTZEN.

Im Klartext: Google will immer schon die 30% Gebühr einstreichen, denn wo kämen wir denn hin, wenn es da irgendeine Form von Konkurrenz gäbe, dann würde Google schließlich noch pleite gehen, und das wollen wir doch alle nicht, gell?

Für Android-Entwickler, die noch alternative Payments über Links auf Webshops o.ä. verwenden, heißt das: Bis 30.9.21 gibt es eine „extended grace period“, danach werden eure Apps aus dem Play Store geschmissen, wenn ihr die alternative Bezahlmethode bzw. Verlinkung darauf nicht rausnehmt. Unklar ist noch, ob auch schlichte Links auf die Homepage etwa eines Spiels verboten sind (wo dann wiederum ein Webshop aufgerufen werden kann). Ab dem 1.1.2021 müssen neue Apps der neuen Regelung genügen.

Nachhaltige Software

Neulich traten die hiesigen Bürgermeisterkandidaten zu einer Podiumsdiskussion an. Motto: Nachhaltigkeit.

Es ging um Mobilität, Wohnen, Teilhabe. Gut und schön, aber es gibt Aspekte, auf die Bürgermeister wenig Einfluss haben.

Zwei Beispiele:

Mein Acer-Laptop ist ein paar Jahre alt und war nicht ganz billig, er enthält zwei Grafikchips, einer spart Strom, einer zum Spielen. Leider unterstützt Windows 10 den besseren Chip nicht, der Hersteller hat natürlich auch null Motivation, einen neuen Treiber zu schreiben. Die Kiste ist also zum Spielen nicht mehr zu gebrauchen. Wer da die Abwärtskompatibilität abgesägt hat, kriegt von mir die verschimmelte Himbeere der Nichtnachhaltigkeit.

An meinem Arbeits-PC hängt ein ziemlich cooler (da ständig blau blinkender) WLAN-Stick von Asus mit toller Reichweite. Leider wird der enthaltene Chip von Linux-Kerneln ab 5.4 nicht mehr unterstützt. Würde ich also das (natürlich aus Sicherheitsgründen empfohlene) Update durchführen, müsste ich entweder Stunden in diffiziles Herumgefummel an komplizierten Treiber-Quellcodes investieren oder den alten WLAN-Stick wegschmeißen und einen neuen kaufen. Gerade Linux als Open Source-Betriebssystem sollte sich meiner Ansicht nach solche Fehler nicht erlauben. Die nächste verschimmelte Himbeere.

Verbunden sei dies mit dem Aufruf, nur dann auf Abwärtskompatibilität zu verzichten, wenn dadurch keine Hardware obsolet wird.

Nachhaltige Software ist möglich!

Warum KIs schlechter sind als ihr Ruf

KI hier, KI da – Autos sollen sie fahren, in der Medizin beraten oder gleich den ganzen Laden übernehmen. Wie schlecht Deep Learning dazu geeignet ist, zeigt sich immer wieder daran, wie leicht man eine KI überlisten kann. Letztlich vergleicht sie nur eine Eingabe mit immensen Mengen „gelernter“ Daten und gibt eine Schätzung ab. Vor einiger Zeit habe ich hier einen Karton gezeigt, den eine KI mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit als Nacktfoto identifiziert haben wollte.

Hier nun ein weiterer Test, diesmal mit how-old.net, einer KI von Microsoft, die „gelernt“ hat, aus Fotos auf das Alter von Personen zu schließen.

Das Ergebnis schwankt offenbar abhängig von Brille und Gesichtsausdruck (also Faltentiefe) zwischen „ich fühle mich geschmeichelt“ und „ok dann geh ich meine Rente beantragen“.

Wenn man sich einmal vage vorstellt, wieviel Entwicklungsarbeit und letztlich Daten- und Energieverbrauch hinter so einem Projekt steckt, muss man ernsthaft die Frage stellen, ob das nicht einfach nur groteske Verschwendung von Ressourcen ist. Nichts gegen Grundlagenforschung: Aber solche Ergebnisse sollten eigentlich nahelegen, dass Deep Learning vielleicht doch einfach zu dumm für die meisten ernsthafte Einsätze ist, und dass es vielleicht in vielen Bereichen doch die bessere Idee ist, menschliche Arbeitsplätze nicht vorschnell durch bräsige, CO2 produzierende Software zu ersetzen.

Android-Speicher sparen mit Google Go

Ich wollte ja schon moppern: „Was hilft das Speicher sparende Google Go, wenn man die fette, große Google-App eh nicht deinstallieren kann?“
Aber es hilft tatsächlich, in Zahlen: Bei mir aufm Xperia 450 MB mehr freier Speicherplatz, wenn ich Google Go installiere und die Google-App deaktiviere (komplett deinstallieren geht ja nicht). Ob ich irgendwelche Features vermisse, oder ob Google Go sich mit der Zeit auch ein halbes Gigabyte reinpfeift, erzähl ich später …
Die Sache zeigt jedenfalls: Wenn man will (oder vom Boss dazu gezwungen wird), kann man durchaus speichersparend programmieren, liebe Entwickler!

Der Bus mit den Leuten, die die Standorterfassung nicht abgeschaltet haben

KI geht nur mit Masse. Deshalb müssen wir bei Captchas Treppen und Brücken anklicken. Und deshalb verfolgt Google die ganze Zeit unseren Aufenthaltsort – um total sinnvolle Lebensverbesserungen anbieten zu können, und das ganz kostenlos ohne Geld dafür zu verlangen.

Jetzt neu: Durch Standortdaten „errät“ eine Google-KI die genauen Fahrzeiten von Bussen, so dass ich an meiner Haltestelle selbst dann eine Verspätungsinfo bekommen kann, wenn das Verkehrsunternehmen dergleichen gar nicht erfasst.

Das ist 2019, ob es einem gefällt oder nicht.

+

(j)Box2d

Für unser neues Android-Gameprojekt (ist noch unter höchster Geheimhaltungsstufe) brauchte ich eine Physik-Engine. Natürlich trifft man als allererstes auf Box2D bzw. deren Java-Version jBox2D.

Ich griff zu letzterer, nachdem ich irgendwo gelesen hatte, der Performanceunterschied sei nicht allzu groß. Dass das Projekt seit 2014 kein Release mehr gesehen hat (aber durchaus Commits!), fand ich nicht weiter schlimm, es ist stabil, gut getestet, von recht hoher Codequalität und da die Physik selten Features hinzugewinnt, muss auch so eine Library nicht dauernd irgendwas nachziehen.

Ich litt etwas unter einem gewissen Mangel an Beispielcode – die meisten Programmierer verwenden heutzutage ja multiplattformhalber Unity und mühen sich nicht mit Android-Libraries ab. Ich bin da speziell – durch konsequente Nichtunterstützung von iPhones habe ich den Apfelkonzern schon an den Rand des Ruins gebracht.

Bei Levels mit etwas mehr physikalischen Objekten darin hatte die Engine merklich Probleme, die Framerate von mindestens 25fps zu halten, jedenfalls in Momenten mit vielen Kollisionen; teils flogen auch mal Teile durcheinander durch. Nun muss man wissen, dass jBox2Ds Funktion world.step() (die für die Physik zuständig ist) single-threaded ist, aber Phones und Tablets heutzutagen auch schon mit 2, 4 oder 8 Kernen daher kommen. Da wird eine Menge Potenzial nicht genutzt. Zwar gilt für die native C++-Version dasselbe, aber Maschinensprache ist eben per se schneller als Java.

Der große Aha-Effekt kam, als ich mir probeweise ein chinesisches Billig-Tablet beschaffte (XGody, 10 Zoll, knappe 70 Euro bei ebay, aber sogar mit OTG-Kabel in der Schachtel (zur hypercoolen Verwendung solcher Kabel in Kürze mehr an dieser Stelle)). Die Framerate sank bei Action im Bild auf unter 5 fps. Autsch.

Eine schnelle Messung ergab: Die Grafik ist nicht schuld, das komplette Zeichnen inklusive Debug-Hilfslinien etc. dauert (im TextureView) nur 25ms. Aber world.step() brauchte 40ms und mehr.

Also ging ich daran, jBox2D durch box2D zu ersetzen. Nun darf man sich das nicht zu einfach vorstellen, denn die Bibliothek gibt es nur im Quellcode, und übrigens auch auf dem Stand von 2014, wie gesagt: Seither hat sich an der Physik dieses Universums nichts verändert.

Die einzige praktikable Option heißt libgdx: Diese Multiplattform-Gameengine verfügt nämlich über ein Erweiterungsmodul, das die native box2D-Bibliothek enthält, und zwar verpackt in einen dünnen Java-Wrapper. Wie sich herausstellte, ließ sich jBox2D fast 1:1 durch libgdx-box2D ersetzen. Fast.

Ein paar Klassen heißen in box2D anders, z.B. Vector2 statt Vec2. Einige Attribute sind nur mit Gettern und nicht direkt zugreifbar. Und body.userdata lässt sich nicht über BodyDef setzen, nur direkt im Body. Eine Klasse AABB (zur Kollisionsberechnung) gibt es nicht, world.QueryAABB() nimmt direkt die Koordinaten des Rechtecks entgegen. Alles recht schmerzfrei.

Natürlich wollte ich nicht das ganze Projekt auf libgdx umstellen, deshalb konnte ich nicht den libgdx-eigenen Project-Wizard verwenden, der auf Wunsch direkt ein Gradle-Projekt mit Box2D-Unterstützung erzeugt. Und wie man das per Hand hinbekommt, steht nirgendwo. Also war probieren angesagt. Entscheidend sind ein paar Änderungen in der build.gradle. Als da wären:

android {
  ...
  defaultConfig {
    ...
    ndk {
      abiFilters "armeabi-v7a", "x86", "armeabi", "x86_64", "arm64-v8a"
    }
  }
}

Dies sorgt dafür, dass die App später die aufgeführten Architekturen unterstützt. Wichtig dabei: Ab 1. August ist Unterstützung der 64-Bit-Architekturen seitens Google Play obligatorisch!

sourceSets {
        main {
            jniLibs.srcDirs = ['lib']
        }
    }

Hiermit wird das Verzeichnis für die nativen Libs festgelegt. Aber woher kommen die?

task copyAndroidNatives {
    doFirst {
        file("lib/armeabi/").mkdirs()
        file("lib/armeabi-v7a/").mkdirs()
        file("lib/arm64-v8a/").mkdirs()
        file("lib/x86_64/").mkdirs()
        file("lib/x86/").mkdirs()

        configurations.natives.files.each { jar ->
            def outputDir = null
            if (jar.name.endsWith("natives-arm64-v8a.jar")) outputDir = file("lib/arm64-v8a")
            if (jar.name.endsWith("natives-armeabi-v7a.jar")) outputDir = file("lib/armeabi-v7a")
            if(jar.name.endsWith("natives-armeabi.jar")) outputDir = file("lib/armeabi")
            if(jar.name.endsWith("natives-x86_64.jar")) outputDir = file("lib/x86_64")
            if(jar.name.endsWith("natives-x86.jar")) outputDir = file("lib/x86")
            if(outputDir != null) {
                copy {
                    from zipTree(jar)
                    into outputDir
                    include "*.so"
                }
            }
        }
    }
}

tasks.whenTaskAdded { packageTask ->
    if (packageTask.name.contains("package")) {
        packageTask.dependsOn 'copyAndroidNatives'
    }
}

So wird Gradle beigebracht, die nativen Bibliotheken an Ort und Stelle abzulegen. (Man kann das später in Android Studio mit Analyze/APK… nachschauen.)

Fehlt noch:

configurations {
    natives
}
dependencies {
   ...
    implementation "com.badlogicgames.gdx:gdx-box2d:$gdxVersion"
    natives "com.badlogicgames.gdx:gdx-box2d-platform:$gdxVersion:natives-armeabi"
    natives "com.badlogicgames.gdx:gdx-box2d-platform:$gdxVersion:natives-armeabi-v7a"
    natives "com.badlogicgames.gdx:gdx-box2d-platform:$gdxVersion:natives-arm64-v8a"
    natives "com.badlogicgames.gdx:gdx-box2d-platform:$gdxVersion:natives-x86"
    natives "com.badlogicgames.gdx:gdx-box2d-platform:$gdxVersion:natives-x86_64"
}

Tatsächlich binde ich hier NUR gdx-box2d ein, und nicht die Hauptbibliothek libgdx selbst, die ich nicht brauche.

Die zu verwendende gdxVersion lege ich in der hierarchisch obersten build.gradle fest:

allprojects {
    repositories {
        google()
        jcenter()
        mavenCentral()
    }
    ext {
        gdxVersion = '1.9.9'
    }
}

Und nun zur Pointe: Die native Version der Bibliothek ist grob geschätzt um einen Faktor 25 schneller. Sogar das lahme-Ente-Tablet aus China erreicht damit eine spielbare Framerate:

Mit ins Bild geschummelt hat sich das mitgelieferte OTG-Kabel

Ein schnelleres Tablet oder Phone kommt locker auf 1ms Rechenaufwand für die Physik (also world.step()), während das Zeichnen „nur“ um einen Faktor 3 schneller ist. Aber da lässt sich sicher auch noch was optimieren, das soll ein andermal erzählt werden.

Der Teufel steckt aber mal wieder im Detail. Während jBox2D und box2d selbst ihre physikalischen Objekte (bodies) in verketteten Listen verwalten, benutzt der libgdx-Wrapper zusätzlich eine LongMap. Deren Schlüssel sind aber nicht sortiert, daher geht die Reihenfolge der Bodies zwischen Hinzufügen und Zeichnen verloren! Da keine Möglichkeit vorgesehen ist, eine z-Ebene mitzugeben, kann es passieren, dass Objekte vor anderen (also später) gezeichnet werden, die eigentlich dahinter gezeichnet werden sollen (also früher). Da hat wohl jemand tief geschlafen, als er den Wrapper implementiert hat. Mal sehen, wie ich das löse. Es bleibt spannend.

TILT: Hier geht die Reihenfolge verloren, in der die Bodys hinzugefügt werden, da der Schlüssel der verwendeten LongMap keine Reihenfolge kennt (World.java).

Fazit: Finger weg von jBox2D, sondern gleich die native Version nehmen. Schneller ist schöner.

Ich bedanke mich für die Aufmerksamkeit und gehe mal besser coden.